Von der Grösse des Menschseins

Es gibt Menschen, wenn man diesen begegnet, in deren Atmosphäre eintauchen darf, dann fühlt man unweigerlich seine eigene Grösse. Es gibt Musik, welche diese innere Grösse des Menschseins anzuklingen vermag. Auch Gemälde, Landschaften. Und es gibt Räume, in denen man ganz plötzlich und mit grosser Bestimmtheit die Dimension des Menschen erfassen kann.

Im Petersdom zu stehen vermittelt eine Ahnung von der Dimension des Menschseins. Von der Grösse, zu welcher der Mensch fähig oder gerufen scheint. Es ist beindruckend, mit welcher Klarheit dies die Bauherren und Künstler der damaligen Zeit wahrgenommen haben und in die heutige Zeit übermitteln konnten.

Lässt man sich ein auf diesen Raum, auf die Höhe, die Grosszügigkeit, die Weite erfasst einen die Fülle der Möglichkeiten des Seins. Die Fülle in einer Klarheit, dass nur ein Satz zu sagen bleibt: Das bin ich, das ist der Mensch. So gross ist der Mensch gedacht. Und sogar in dieser Grösse schient der Raum wieder zu klein zu werden.

Diese Grösse macht auch Angst. Plötzlich in dieser Grösse angesprochen zu werden, gesehen zu werden. Verunsicherung und auch Staunen. Ein Staunen über die eigenen Möglichkeiten, die einem da zugetraut werden, vor die Augen geführt werden.

Nehme ich sie an? Die Möglichkeit des Seins? Lasse ich mich wachrufen? Lasse ich der Seele den Raum?

In meinem Beruf geht es um zwei Dinge. Die eigene Sehnsucht zu leben und meine Grösse zur Vollkommenheit zu führen sowie die Grösse des Menschseins in den mir anvertrauten Menschen wach zu spüren, wach zu denken und zu zeigen: Das bist du, das ruft aus dir, das ist schon wach und möchte gelebt werden.